Špindlerův Mlýn – Horní Mísečky – Dolní Mísečky – Labská – Špindlerův Mlýn
Eine abwechslungsreiche, schöne Wandertour etwas abseits der üblichen Routen.
Länge: ca. 14km ↑ 323m ↓661m

Start und Ziel : Hotel Tři Růže
Für ein verlängertes Wochenende habe ich ein Zimmer im Hotel Tři Růže gebucht. Etwas urig, gemütlich und ruhig gelegen, freundliches Personal und eine gute Küche – kann ich wirklich empfehlen.


Nach einer angenehmen und stressfreien Anreise nutze ich das herrliche Wanderwetter, um nicht erst am nächsten Tag zu starten, sondern gleich am Mittag zu einer ersten Runde aufzubrechen.
Der Einstieg in den roten Wanderweg liegt nur etwa 200 Meter vom Hotel entfernt – ideal, um direkt loszugehen. Der Weg steigt bald merklich an, und nach einem durchaus fordernden Anstieg erreiche ich auf 1.025 Metern Höhe den kleinen Ort Horní Mísečky.
Hier, am Fuße des Medvědín, wurde bereits im 17. Jahrhundert die erste Berghütte errichtet. Heute stehen an diesem geschichtsträchtigen Platz zahlreiche Unterkünfte, darunter auch moderne Ferienhäuser und Pensionen. Ich passiere die Chata Mísečky, halte Ausschau nach dem gelben Wanderweg – und finde ihn nach kurzem Suchen.
Schon wenige Schritte später umgibt mich Stille. Die belebte Welt scheint zurückzubleiben, und ich tauche ein in eine fast meditative Abgeschiedenheit.



Der Weg führt mich stetig bergab in Richtung Dolní Mísečky. Links und rechts säumen Birken und Buchen den Pfad, dazwischen mischen sich dunkle Nadelbäume – ihr Zusammenspiel lässt das frische Grün des Frühlings besonders leuchten. Auch hier oben im Gebirge zeigt sich die Jahreszeit in ihrer ganzen Kraft und Klarheit.
Immer wieder passiere ich abgelegene Ferienhäuser, eingebettet zwischen Bäumen und Felsen. Orte der Ruhe, wie geschaffen dafür, dem Alltag für eine Weile zu entfliehen. Ich nehme sie aufmerksam zur Kenntnis – vielleicht für ein andermal.
Nach der Querung der Straße 286 steigt der Weg wieder an. Jetzt folge ich der blauen Markierung, die mich einige hundert Meter bergauf führt. Die Geräusche der Zivilisation liegen längst hinter mir. Nur das Knirschen meiner Schritte begleitet mich, während die Stille des Waldes langsam den Kopf freiräumt. Der gleichmäßige Rhythmus des Gehens tut gut – und in mir breitet sich leise Vorfreude auf die kommenden Tage im Riesengebirge aus.


Ein Stück weiter führt mich die Markierung weg vom Fahrweg, hinein in einen Wurzelpfad, der durch dichter werdenden Wald verläuft. Kein Mensch weit und breit, nicht einmal Stimmen oder entfernte Schritte – nur das leise Rascheln der Blätter. Die Beschilderung ist hervorragend, und so gehe ich ohne Zweifel weiter, dem Weg vertrauend.

Kurz vor Labská begegnet mir schließlich eine kleine Gruppe junger Leute. Sie unterhalten sich in mehreren Sprachen, fröhlich und unbeschwert, und es freut mich immer wieder, wenn ich sehe, wie viele auch in jungen Jahren die Natur für sich entdecken.

Nach etwa zwei Kilometern erreiche ich Labská, einen Ortsteil von Špindlerův Mlýn. Einige Unterkünfte und Restaurants reihen sich hier aneinander – heute wirkt der Ort still, als würde er tief durchatmen, bevor die Hauptsaison beginnt. Die Fernsicht ist klar, die umliegenden Berge zeigen sich in bestem Licht. Ich bleibe einen Moment stehen, lasse den Blick schweifen und versuche, die geografischen Punkte einzuordnen.

Für den letzten Abschnitt meiner Runde zurück nach Špindlerův Mlýn habe ich zwei Möglichkeiten: Einer der Wege führt entlang der Labe, wie die Elbe hier genannt wird. Ich entscheide mich jedoch für den Pfad, der sich nochmals durch den Wald schlängelt. Zwischen den vielen Buchen tanzen hellgrüne, frische Blätter im Licht – ein zarter, leuchtender Kontrast zum dunkleren Grün des übrigen Waldes.

Ein stiller Abschluss für einen eindrucksvollen ersten Wandertag.
Eine weitere Tour gibt es hier.